Geschichte weiterführen

„Wat braucht der Berliner, um glücklich zu sein?“ fragte ein Gassenhauer von Claire Waldoff in den 1920er Jahren. Damals wie heute liegt die Antwort „ne Laube, ‘n Zaun und ‘n Beet“ immer noch im Trend. Auch hundert Jahre später gilt zum Frühlingsbeginn „dann ziehen die Berliner, nach de Laubenkolonie.“ Nicht erst die  Pandemie zeigte eindrucksvoll, wie wichtig das Stadtgrün für die Berlinerinnen und Berliner ist. Der Balkon im Häusermeer, die wohnungsnahen Grün- und Freiflächen, Gewässer und Wälder – Orte des Freiraums. Gärten, eine Rückzugsmöglichkeit an der frischen Luft jenseits der engen vier Wände. Nicht nur ein Refugium für Flora und Fauna in der Stadt, sondern heute, wie damals, auch für die Menschen. Wie vor hundert Jahren liegt über allem die Debatte der wachsenden Stadt. Das Ansinnen des Zweckverbandes Groß-Berlin 1915 die Naherholungsgebiete um Berlin mit dem Dauerwaldvertrag zu sichern ist topaktuell. 1920 rückten mit der Gründung Groß Berlins die Wälder in die Stadt und bilden heute mit den Parks und Kleingärten deren Lunge und Trinkwasserspeicher. Seit Jahren sehen wir uns einer Situation ausgesetzt, in der es wieder darum geht, diese Kaltluftschneisen dem Gebot der Bebauung und der damit einhergehenden Versiegelung der Stadt zu opfern.

Neben einer konsequenten ressourcenschonenden und ökologischen Stadtplanung bedarf es also auch einer Antwort auf die Frage, wie viel Wachstum eine Stadt verträgt. Das Bezirksamt Treptow-Köpenick hat das „Entwicklungskonzept Wohnen–Wohnungsbaupotenzialanalyse 2013/14 für den Bezirk Treptow-Köpenick“ beschlossen. Die Potenziale für Wohnungsbau befinden sich auch auf Flächen von Kleingartenanlagen. Hier bietet die Senatsvorlage über das „Kleingartenflächensicherungsgesetz“ keinen Schutz. Kleingärten haben in Zeiten der Klimaveränderung und der drastischen Flächenversiegelungen durch zahlreiche Bauvorhaben in Berlin große stadtklimatische Bedeutung für den Luftaustausch. Sie sind Kaltluftschneisen und Flächen für die Grundwasserneubildung und damit elementar für die Gesundheit der Menschen. Gärten sind zudem Refugium zahlreicher, auch gesetzlich streng geschützter, Tierarten, Pflanzen und alter Kultursorten und damit bedeutend für den Erhalt der Biodiversität. Im Verbund mit Parks, Grünzügen und Bahntrassen sind sie wichtige Flächen im Biotopverbund.

Potenziale für Wohnungsbau und Infrastruktur finden sich auf bereits versiegelten Flächen, in der Umwandlung von Gewerbe- in Wohnraum und der Zurückführung von Wohnraum, der nicht zu Mietzwecken genutzt wird. 

Wir appellieren daher an alle Bewohnerinnen und Bewohner sich gemeinsam mit uns für nachhaltige Lösungen einzusetzen, die der städtischen Bevölkerung auch zukünftig einen gesunden, nachhaltigen und klimafreundlichen Lebensstil ermöglicht.

Altes antikes Familienfoto aus einer Kleingartenanlage

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